Unterweisung im Unternehmen – Schikane, notwendiges Übel oder die Chance, messbare Ergebnisse zu erzielen?

Mindestens einmal im Jahr oder wenn ein Mitarbeiter neu in den Betrieb kommt, ist sie fällig: die Unterweisung. Doch ist sie nur eine lästige Unterweisung im Unternehmen durchführenPflicht oder eine Chance für messbare Ergebnisse im Betrieb?

Was ist eine Unterweisung?

Unterweisungen sollen Mitarbeitern im Betrieb dabei helfen, sicherer und gesundheitsgerecht ihrer Arbeit nachzugehen. Zudem sollen Unterweisungen das vorhandene Wissen über festgelegte Schutzmaßnahmen auffrischen.

Für die Unterweisung gibt es unterschiedliche gesetzliche Vorgaben, die im Arbeitsschutzgesetz, in der Gefahrstoffverordnung, im Jugendarbeitsschutzgesetz und im Mutterschutzgesetz beschrieben und in die Themenbereiche Arbeitsschutz, Brandschutz und Gesundheitsschutz eingebunden sind.

In einer Unterweisung werden allgemeine Rechte und Pflichten, Brandschutz und Erste Hilfe, aber auch auch individuelle, betriebsspezifische Angelegenheiten  besprochen. Hierzu zählt etwa die Arbeit an Maschinen, die Sicherheit beim Staplerverkehr, die richtige ergonomische Einstellungen von Bildschirmarbeitsplätzen oder auch das rückengerechte Arbeiten im Betrieb.

Mehr als Pflichterfüllung für die Arbeitssicherheit?

Aber natürlich sollte eine Unterweisung nicht nur zur gesetzlichen Pflichterfüllung dienen. Vielmehr sollte die Unterweisung so gestaltet werden, dass die Beschäftigten auch tatsächlich gut zu den Themen Sicherheit und Arbeitsschutz im Betrieb informiert werden. Wichtig dabei ist, dass die Informationen gut aufbereitet und für den Zuhörer interessant und einprägend präsentiert werden müssen. Nur so können sie etwas lernen und für ihren Berufsalltag wichtige Informationen mitnehmen.

Wie funktioniert lernen?

Das meLernennschliche Gehirn  ist ein Wunderwerk und zu außerordentlichen Leistungen im Stande. Dennoch sind auch seine Kapazität und Funktionalität begrenzt. Darauf muss bei der Planung der Unterweisung geachtet werden.

Über die Sinnesorgane nehmen wir über den Tag verteilt viele Informationen auf, die dann im Gehirn verarbeitet und gespeichert werden. Je nach Qualität der aufgenommenen Informationen speichern wir diese im Kurz- oder Langzeitgedächtnis ab.

Wie lange wir eine Information speichern, hängt aber nicht nur von deren individuellen Wichtigkeit ab, sondern auch davon, wie unser Gehirn die Information aufgenommen hat. Denn je mehr Kanäle bei der Informationsaufnahme gleichzeitig angesprochen werden, desto eher wird diese Information vom Gehirn für einen längeren Zeitraum behalten.

Praxis führt zum Erfolg

MitarbeiterInnen lernen am besten, wenn sie das Gelernte selbst anwenden. Zum Beispiel wenn sie die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz selbst anlegen und das richtige Verbindungsmittel für die anstehende Arbeit selbst auswählen müssen.

Hier spricht die Lernpsychologie vom „Selbermachen“. Dabei besteht eine Wahrscheinlichkeit von 90 %, dass MitarbeiterInnen das Gelernte behalten und in der Praxis auch sicher anwenden können. Wenn MitarbeiterInnen das Vorgetragene aber nur nacherzählen oder erklären sollen, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Unterwiesene behalten nur noch bei etwa 70 %.

Beim klassischen PowerPoint Vortrag, also beim gleichzeitigen Hören und Sehen, behalten die MitarbeiterInnen sogar nur noch 50 % des Gelernten. Und so nimmt der Lernerfolg ab, je weniger Sinne angesprochen werden.

Beim Lesen, wo der Lerninhalt nur noch gesehen wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass MitarbeiterInnen das Unterwiesene behalten nur noch ca 30 % hoch. Und wenn MitarbeiterInnen das Unterwiesene nur hören, dann liegt die Wahrscheinlichkeit sogar nur noch bei 20 %. Es ist also sehr wichtig, dass bei der Unterweisung möglichst viele Sinne angesprochen werden. 

Vorbildfunktion erhöht den Erfolg

Jedes Unternehmen schafft mit Unterweisungen auch Vorbilder, sodass sich MitarbeiterInnen gegenseitig helfen können, wenn es um Arbeitsschutz geht. Wenn ihr zum Beispiel MitarbeiterInnen habt, die in ihrer Freizeit in der Feuerwehr tätig sind, könnt ihr diesen MitarbeiterInnen die wichtige Aufgabe der Brandschutzunterweisung geben. Denn wer jemandem etwas erklären will, der muss es zuvor selbst verstanden haben. Wer etwas ausprobiert oder anwendet, verknüpft mit der eigentlichen Information bereits den gesamten Geschehensablauf, weshalb das Ergebnis im Gehirn fester verankert wird.Erfolg beim Unterweisen

Diese Vorgehensweise lässt sich leicht auch auf andere Bereiche in eurem Unternehmen einbringen. Der Kletterer zum Beispiel könnte die Unterweisung der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz übernehmen, und so weiter.

So liefern unsere Unterweisungen die Möglichkeit, neue Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich Arbeitsschutz oder Arbeitssicherheit zu erwerben und vorhandene Kenntnisse aufzufrischen, um diese dann in der Praxis sicher anwenden zu können.

Warum wird die Unterweisung als Schikane gesehen?

Gerade in Großbetrieben und bei langjährigen MitarbeiterInnen wird eine Unterweisung eher als Schikane und verlorene Zeit, in der Arbeit nicht nachgegangen werden kann, gesehen. Dadurch wird der Erfolg der Unterweisung natürlich enorm geschmälert.

Viele MitarbeiterInnen gehen heutzutage davon aus, dass die Unterweisung immer die gleichen Themen und Vorgehensweisen beinhaltet. Und damit liegen die Mitarbeiter oft auch nicht ganz so falsch. Häufig werden die gleichen PowerPoint-Folien an die Wand geworfen und vom Verantwortlichen vorgelesen. Das führt im Kollegenkreis zu einer flächendeckenden Ablehnung der Unterweisung. Allerdings werden regelmäßig Verordnungen und Vorschriften ergänzt und erweitert, sodass immer aktuelle Themen weitergegeben werden müssen.

Wir sehen also, dass auch die Qualität der Unterweisung, die Methode, wie das Thema rübergebracht wird und die Themenaktualität enorm über den Erfolg und den Mehrwert für das Unternehmen entscheidet. Denn gelebte Arbeitssicherheit bietet einen erheblichen Mehrwert für den gesamten Firmenerfolg und wird häufig unterschätzt.

Wann müssen MitarbeiterInnen im Unternehmen unterwiesen werden?

Eine Unterweisung wird immer dann notwendig, wenn es zur Missachtung von Vorschriften und Arbeitsanweisungen oder gar zu Arbeitsunfällen gekommen ist.

Missachtungen können zum Beispiel das Nichteinhalten von Vorfahrtsregeln auf dem Betriebsgelände sein. Aber auch eine nicht getragene Schutzbrille, allgemein das Nicht-Tragen von vorgeschriebener persönlicher Schutzausrüstung zieht eine Unterweisung nach sich.

Auch wenn neue Maschinen angeschafft und betrieben werden, sei es ein neues Folienschweißgerät, ein neuer Rasenmäher oder aber eine komplexe Fertigungsanlage, ist das Anlass für eine Unterweisung. Eine Unterweisung muss ebenso zwingend stattfinden, wenn neue Verfahren eingeführt werden (bspw. das Umstellen von Brennschneiden auf Wasserschneiden).

Den richtigen Unterweiser finden

Die Unterweisung könnt ihr ganz leicht auf den Maschinenhersteller „abwälzen“. Denn die Einweisung muss er sowieso abhalten, dementsprechend kann er auch gleich die sicherheitsrelevanten Punkte ansprechen. Ein weiteres Beispiel wäre die Ergänzung der benötigten Betriebs- oder Gefahrstoffe.

Der Umgang und die Gefahr, die von einem Betriebsstoff ausgeht, müssen geschult werden und jedem bekannt sein. Hierbei hilft z.B. auch die Betriebsanweisung Gefahrstoffe. Jeder Mitarbeiter, der Arbeitsmittel bedienen und Verfahren beherrschen soll, muss also unterwiesen werden.

Kommt es im Betrieb zu einem Arbeitsunfall oder zu einem Beinaheunfall, ist auch hier eine Unterweisung zwingend nötig. In solch einem Fall ist es wichtig, dass genau analysiert wird, welche Faktoren zu diesem Unfall beigetragen haben. Die Erkenntnisse und die richtigen Schlüsse aus dieser anlassbezogenen Gefährdungsbeurteilung müssen Sie dann in jedem Fall in einer anlassbezogen Unterweisung mit den Kollegen besprechen.

Weiterhin ist eine Unterweisung natürlich regelmäßig durchzuführen. In vielen Fällen ist es verpflichtend, sie sogar jährlich zu dokumentieren. Einen Unterschied gibt es bei Mitarbeitern, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Diese unter das Jugendarbeitsschutzgesetz fallende Mitarbeiter müssen sogar alle 6 Monate über die Arbeitsschutzvorschriften informiert werden. Da sich diese Mitarbeiter aber meist in einer Ausbildung befinden, kann man die Unterweisungen auch in die täglichen Ausbildungsthemen integrieren.

Wann wird die Unterweisung zur Chance für messbare Ergebnisse?

Unterweisung erzeugt messbare ErgebnisseWenn ihr euch in euren Betrieben an die genannten Punkte haltet und die Unterweisungen auf den Betrieb nicht nur anpasst, sondern auch interessant gestaltet, werden sich Unfälle und die daraus folgenden Krankheitstage merkbar reduzieren und somit messbare Erfolge bringen.

Auch ein großer Vorteil ist die Verbesserung des Sicherheitsbewusstseins beim Benutzen von Maschinen und Werkzeugen. Hier achten Mitarbeiter deutlich besser darauf, dass wirklich nur das richtige Werkzeug für die jeweilige Arbeit eingesetzt wird. Das verlängert schließlich die Lebensdauer und schont das Firmenkonto erheblich.

Kurz gesagt – Ein erheblicher Mehrwert wird geschaffen, wenn ihr auf die folgenden Punkte achtet:

  • richtige Unterweisung
  • durchgeführt von passenden Personen
  • interessant gestaltet 

Vor allem gesunde und zufrieden Mitarbeiter sind in der heutigen Zeit mehr wert als vieles andere und das gilt es zu schützen. Wenn Ihr Fragen oder Anregungen habt, dann schreibt sie uns gerne. Wir arbeiten mit euch zusammen das passende Konzept für euren Betrieb aus. Unsere praxiserprobten Profis unterweisen auch gerne eure Mitarbeiter. Gemeinsam finden wir den für euch besten Weg auch euer Unternehmen sicherer und somit profitabler aufzustellen. Meldet euch einfach unverbindlich bei uns!

Viele Grüße

Euer Arbeitsschutz Zentrum Petrich

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